Diagnose von Autoimmun-erkrankungen mit Antikörper (ANA)

Antinukleäre Antikörper (ANA) sind gegen Strukturen des Zellkernes gerichtet und unterstützen die Diagnosestellung bei Verdacht auf eine systemische Autoimmunerkrankung. Die Testung mit-tels indirekter Immunfluoreszenz (IIF) auf HEp2-Zellen wird durch den ANA-Screen (ELISA) und den Nachweis spezifischer Antikörper mittels Immunoblot unterstützt. Die Identifikation der Antikör-per-Spezifität gelingt in vielen Fällen, was die Differentialdiagnose entscheidend unterstützt.

Pathogenetischer Hintergrund

Autoantikörper können durch das Immunsystem gebildet werden, wenn die Toleranz gegenüber körpereigenen Strukturen zusammenbricht. Ur-sache kann z.B. der Kontakt mit Molekülen von Krankheitserregern sein, welche den körpereigenen Strukturen sehr ähnlich sind. Autoantikörper können klinisch bedeutungslos sein, als nicht ursächliches Begleitphäno-men auftreten oder unmittelbar pathogene Bedeutung haben.

Indikation

  • Diagnostisches Kriterium
    bei Verdacht auf Systemischen Lupus Erythematodes (SLE), Sjögren-Syndrom, Mischkollagenose.
  • Unterstützung für die Diagnosestellung
    bei Verdacht auf Systemsklerose und Myositiden.
  • Ausschlussdiagnostik
    bei diffusen Beschwerden (z.B. muskulo-skeletale Beschwerden, Fatigue).

Analytik

Die personalintensive Untersuchungsmethode mittels indirekter Immunfluoreszenz (IIF) auf HEp2-Zellen wird unter steigendem Tarifdruck zunehmend durch automatisierte Verfahren konkurrenziert. Entgegen dieser Entwicklung halten die internationalen Fachgesellschaften (u.a. American College of Rheumatologists ACR, European League Against Rheumatism EULAR) auf Grund des unerreichten Zielantigen-Spektrums an der IIF als Goldstandard fest. Am Labor Rothen wird der Nachweis mittels IIF in einer Evaluationsphase ohne zusätzliche Verrechnung durch einen ANA-Screen mittels ELISA ergänzt.

Dieser erlaubt für einzelne Antikörper einen sensitiveren und standardisierten Nachweis, enthält aber nur ein be-schränktes Spektrum von Ziel-Antigenen (siehe Tabelle). Relevante Befunde (ANA-Titer ≥ 320 oder ELISA positiv) werden sinnvollerweise stufendiagnostisch oder durch Nachverordnung der Antikörper-Differenzierung mittels Immunoblot ergänzt.

Testverfahren Repräsentierte Antigene Krankheitsassoziation
Immunfluoreszenz (HEp2-Zellen) Nukleäre Antigene
Hauptmuster: Homogen, gesprenkelt, nukleolär, (few) nuclear dots, zentromer Nebenbefund: zytoplasmatische Muster
Titer- und musterabhängig
ANA-Screen ELISA dsDNS, Histone, ribosomales P-Protein, nRNP/Sm, Sm, SS-A, SS-B, Scl-70, Jo-1, zentromere Antigene Mischkollagenose, SLE, Sjögren-Syndrom, Systemsklerose, Poly-/ Dermatomyositis
Immunoblot Mi-2, Ku Myositis
Jo-1 (zytoplasmatisch) (Dermato-)Myositis
nRNP/Sm Mischkollagenose
dsDNS, Nukleosomen, Histone, Sm, Riboso-males P-Protein SLE, Histon-Ak auch medikamenteninduzierter SLE
SS-A, Ro-52, SS-B Sjögren Syndrom
Scl-70 Systemsklerose, v.a. diffuse
CENP B Systemsklerose, v.a. kutan limitiert
PM-Scl 100 Polymyositis, Systemsklerose, Overlap-Syndrom
PCNA SLE (hochspezifisch)
AMA-M2 (zytoplasmatisch) Autoimmunhepatitis

Probematerial

Serum (Nachverordnungen aus der Serothek möglich).

Tarif

Bezeichnung Tarifposition Preis in CHF
ANA Immunfluoreszenz 1191.00 50.-
ANA Differenzierung Tarifpositionen für spezifische bzw. seltene Autoantikörper 253.-

Referenzen

  • Vogt T, Regenass S, Schlumpf A, Tyndall A. Autoantikörper in der Rheumatologie. Schweiz Med Forum 2006;6:977-980.
  • Walter P, Voegeli K, Rothen JP. ANA testing ordered by general practitioners – experience with a standardised algorithm. Oral presentation at SGAM/Wonca 2009, Basel, Switzerland.
  • Op De Beeck K, Vermeersch P, Verschueren P, Westhovens R, Mariën G, Blockmans D, Bossuyt X. Detection of antinuclear antibodies by indirect immunofluorescence and by solid phase assay. Autoimmun Rev 2011;10:801-808.